• Kirchstr 13 Frontansicht um 2000
  • Kirchstr 13 vor Entkernung 2002
  • Kirchstr13 Fachwerk
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Kirchstraße 13

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein moderner Neubau mit verputzter Wand und Kunststofffenstern stehen. Auf Initiative von Jürgen Mündelein konnte es verhindert werden. Daraufhin kaufte Ralf Stoffels das Haus und sanierte es von Grund auf.

Auf dem Stadtplan von 1722 (nachgezeichnet 1807) ist schon als Nr. 70 eingezeichnet. Die blaue Farbe bedeutet, das es noch mit Schindeln aus Holz oder Stroh gedeckt ist.

Als einer der ersten Eigentümer eines Hauses an dieser Stelle ist 1698 Simon Jakob, ein jüdischer Pfandleiher genannt.  Ohne Konzesion des Landesfürsten durften Juden eigentlich keine Häuser kaufen. Konnte aber ein Schuldner sein verpfändetes Haus nicht auslösen, ging es an Gläubiger über.  Sein Sohn Meyer Simon musste es dann wegen seiner Schulden 1738 an Gottlieb Herz verkaufen. 1764 ging es dann dessen Sohn Herz Gottlieb über. Meyer ist hier ein hebräischer Vorname von meïr ‘erleuchtend’.

Im Heft 52 Beiträge zur Heimatkunde 2003 [9] findet sich ein Aufsatz von Diethard Aschoff über die ersten jüdischen Familien in Schwelm.

 

 

 

 

 

Herz Gottlieb schenkte es 1792 es seiner Adoptivtochter und ihrem Ehemann David Meyer. Aber nicht ohne sich „lebenslänglich besitz und erbnutzung“ vorzuhalten. Danach sollte das Haus dann 100 Jahre im Familienbesitz bleiben. Um 1800 wurden Juden zur Annahme eines festen Familiennamens verpflichtet. 1808 auch im ganzen Kaiserreich Napoleons, wozu Schwelm von 1807 bis 1813 gehörte. In dieser Zeit wurde dann sehr oft der Vornahmen Meyer zum Nachnamen.

Bis zum Bau der Synagoge 1819 wurden im Haus Gottesdienste der jüdischen Gemeinde abgehalten.

 

Eintragung der Schenkung 1792

Um 1830 erwirtschaften die Söhne von David Meyer ihren Lebensunterhalt mit „Ellenwaarenhandel, Lotteriekollekteure“. Daraus entsteht wenig später das Bankhaus „„David Meyers Söhne“. In diesem Zusammenhang wurde wahrscheinlich um 1840 das Haus vergrößert.

Bei der Sanierung des Hauses ab 2002 wurde das kmpl. Fachwerk freigelegt. In der Mitte des Bildes sieht man daher sehr gut, dass das erste Obergeschoss deutlich erhöht und ein zweites Obergeschoss hinzu gekommen ist.

Die Familie Meyer und das Bankgeschäft zogen 1898 in die Schulstraße 7. Das Haus in der Kirchstraße wird verkauft.

Der Wikipedia-Artikel  „Jüdischer Friedhof Schwelm „ erzählt aus der Geschichte der Familien in diesem Haus.

Im 20. Jahrhundert wechseln die Besitzer häufig.

1986 befand sich im Erdgeschoss ein Friseurladen und das Parteibüro „Die Grünen“

 
Adressbuch Anschrift Bewohner / Eigentümer*
(1698) Simon Jakob; Simon Meyer
(1738) Gottlieb Herz
1764 Haus Nr. 67 Feuer Soci. catast. 92 Witwe Ansel Herz; Jüdin, arm ein Sohn älter als 9 Jahre; Engelbert Hölcken Familie
1810 Haus Nr. 59 David Meyer, Kaufmann David Meyer (10), David Herz (3); Levi Meyer (40); Levi Calmann (29); Moses Herz (15); Breuna David (14); Hanna David (11); Claerche David (8); Teschen David (5); Hindele Meyer (40)
1938 -/- David Meyer Söhne, Ellenwaarenhandel, Lotteriekollekteure
1873 Kirchstraße 67 Joseph Meyer, Banquier Söhne David Meyer, Bank-Geschäft
1884 Kirchstraße 67 David Meyer, Banquier; Josef Meyer, Banquier
1891 Kirchstraße 13 David Meyer's Söhne; Inh. Emil Meyer u. Joseph Meyer (E.Meyer wohnt in der Neustraße 14)
1897 Kirchstraße 13 David Meyer's Söhne; Inh. Emil Meyer u. Joseph Meyer (E.Meyer wohnt in der Neustraße 14) Joseph Meyer wird als Vorsteher der Synagoge genannt. Elise Meyer; Magd (wohnte 1891 in der Kirchstr. 41)
1898 das Haus wird verkauft; das Bankhaus zieht in die Schulstraße 10 (heute 7 Amtsgericht)
1910 Kirchstraße 7 Walter Klein*, Kaufmann; Witwe Rudolf Klein; Adele Klein, Modistin; Ida Klein
1926 Kirchstraße 7 Franz Stuhlmann*, Klaviermacher; Henry Stuhlmann, Anstreicher; Johann Diercks, Schlosser; Eugen Günther, Riemendreher
1935 Kirchstraße 7 Witwe August Berghaus* und Gustav Berghaus*, Instrumentenhändler; Emma Berghaus Witwe; Johann Diercks, Schlosser; Eugen Günther, Riemendreher
1938 Kirchstraße 7 Gustav Berghaus*, Instrumentenhändler; Emma Berghaus, Witwe; ; Johann Diercks, Schlosser; Eugen Günther, Fuhrmann
1949 Kirchstraße 13 Emma Berghaus*, Witwe Franziska Berghaus, Händlerin; Johann Diercks, Arbeiter
(1986) Kirchstraße 13 Frank Wiemer / Brit Wiemer / Elke Wiemer / Jürgen Okrongli
(2002) Ralf Stoffels