Dieses Haus ist eines der ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt. Der Ratsherr Melchior Bröcking ließ es als Fachwerkhaus in der Mitte des 17. Jh. (1648?) erbauen. An der linken Gebäudewand ist noch der Rest einer Verkleidung aus Holzschindeln zu sehen. Die Fassadenverkleidung mit Schieferplatten kam erst Ende des 19. Jahrhunderts auf. Schiefer musste für teures Geld herbeigeschafft werden. Die Einführung der Feuerversicherung und der Transport mit der Eisenbahn machte die Schieferfassade interessant.
Nach dem Tod von Melchior Bröcking heiratete seine Witwe den Bürgermeister Hildebrand Lange. Durch die Heirat ging das Haus 1673 in seinen Besitz über.
Den ersten Stadtbrand von 1722 hat es wie fast alle Häuser in der Kirchstraße überstanden. Es ist das Haus Nr. 36 auf dem Plan von 1722.
1747 verkauften es die Erben mit „Pertinentien, eine Scheuer neben dem Hauße, Begräbnüß aufem alten Kirchhof, ein Garte und Baumhof neben Hünerkochs Hofs am Wege nach Witten“.
1793 gehört das Haus dann dem Kaufmann Kaspar Mund. Er vermacht es in einem 1806 errichteten Testament seiner Tochter Luise, Ehefrau des Kaufmanns Friedrich Falkenberg.
Auch der zweite große Stadtbrand von 1827 hat es verschont.
Falkenberg veräußerte das Haus für 2450 Reichstaler 1839 an den Schreiner Karl Hoffmann. Sein Sohn Friedrich Wilhelm Hoffmann übernahm das Haus im Jahre 1857. Carl Quitting, Gold- und Silberschmied, betrieb ab 1872 hier seine Werkstatt.
Mit Klaas Douwes Maijer begann 1926 die Zeit der Familie Meijer. Dreißig Jahre später (1952) erbte es sein Enkel Heinz Maijer. Er betrieb im Laden zuerst eine Drogerie. Nach mäßigem Erfolg öffnete er dann ab 1960 die Gaststätte „Alt Schwelm“. In seiner Funktion als Obernachbar der Nachbarschaft Fronhof initierte er den Bau des Wasserträger-Brunnens. Mit der Übernahme von Haus und Gaststätte 1975 durch seinen Sohn Heinz Peter Maijer heißt die Gaststätte „Maijer“.
Die heute etwas seltsam erscheinende Schreibung mit „ij“ steht für ein langes ii. Da i und j früher der gleiche Laut war und man das handschriftlich ii leicht verwechseln konnte, war es üblichen dafür ij zu schreiben. In der Frakturschrift wurde das Paar als Ligatur zusammengezogen und sah dann aus wie ein Ypsilon. Im Adressbuch steht 1926 in Fraktur „Mayer“ auf dem Ladenschild aber „Maijer“, ab 1935 lautet der Eintrag im Adressbuch dann auch „Maijer“.
Adressbuch o. (Jahr) | Kirchstraße | Eigentümer* und Bewohner |
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(1648) | Ratsherr Melchior Bröcking | |
(1673) | Bürgermeister Hildebrand Lange | |
1764 | Feuer Soci. 36 | Wittwe Mund; Kaufmann; Johann Casper Mund, Kaufmann |
(1793) | Kaufmann Kaspar Mund | |
(1806) | Luise Falkenberg geb. Mund | |
(1839) | Schreiner Karl Hoffmann | |
(1857) | Sohn Friedrich Wilhelm Hoffmann | |
1897 | 14 | Friedrich Hoffmann*, Schreinermeister u. Möbelhandlung (gehört auch die 12); Hugo Hoffmann, Kaufmann; Lina Drees, Magd |
1910 | 19 | Friedrich Hoffmann*, Schreinerei u. Möbelhandlung (gehört auch die 20); Hugo Hoffmann, Kaufmann; Klaas Douwes Meyer wohnt in der Bergstraße 16 |
1926 | 19 | Klaas Douwes Mayer*, Anstreicher; - Albertus, Anstreicher; - Johanne; - Anna, Packerin; - Klara, Kontoristin; - Tronki, Haspelerin |
1938 | 19 | Klaas Maijer*, Anstreicher; - Wilhelm, Anstreicher; Hugo Hoffmann, Kaufmann |
1949 | 14 | Elisabeth Maijer, Witwe; Marta Hoffmann, Ehefrau; Heinz Meijer; Fabrikant |
(1952) | 14 | Enkel Heinz Maijer |
1956 | 14 | Elisabeth Maijer, Witwe; Albertus Maijer, Anstreicher; Heinz Maijer; Drogist |
1966 | 14 | Heinz Maijer; Ida Neuhaus |
(1975) | 14 | Heinz Peter Maijer und Gaststätte Maijer |
Denkmalliste Schwelm Nr. 79
Quellen: [14] [13] [5] [7] [11] [16]
Stadtrundgang Nr. 16